Spielablauf - Szenarien - Hygienekonzept

aus den Archiven des Grafen von Kleve...

Meinem gnädigsten Wohltäter, dem edlen Herzog Johann Ohnefurcht und seinem wohlmeinenden Freunde und Schwiegersohn Adolf II, Grafen von Kleve aus dem Hause Mark, gewidmet.

Wie beauftragt habe ich mich auf Euren Wunsch hin nach Balkenheim begeben, um Euch die Möglichkeiten der Rekrutierung von Söldern in dieser Stadt zu berichten. Wie bekannst ist durch das Edikt von Iconia dieses die einzige Stadt im Reiche, in der das Gewerbe der Soldknechte im Range des ehrbahren Handwerks steht, so das im Waffenwerke geübte Männer zu jeder Zeit verfügbar sind.

Nun muss ich Euch aber von der kuriosen Situation und dem Aufruhr berichten, in dem ich die Stadt vorfand, und deren Beleuchtung viel auch über das Söldner- und Waffenwesen der Stadt aussagt: Der Bischof der Stadt, Waldemar, ist hier während der Christmette unerwartet verstorben. Die Umstände sind zu skandalös und unglaubwürdig um sie hier wiederzugeben. In der Folge des Todes ergab sich nun ein sehr verzwickter Streit um die Nachfolge, dessen Stand ich Euch schlildern und dessen Verlauf den ich Euch hoffentlich in den folgenden Briefen darlegen kann.

Für heute muss ich enden, denn ich habe, im Austausch für die großzügige Gastfreundschaft der Abtei, versprochen, die Lebenseschichte eines alten Mönches anzuhören und niederzuschreiben. Ich werde mich dieser Aufgabe im Sinne der christlichen Nächstenliebe widmen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, was ein Mönch an interessanten Geschichten zu erzählen vermag.

Nachtrag:
Die Geschichte ist wirklich erstaunlich und bedarf vermutlich mehr Aufwandes, als ich derzeit zu leisten in der Lage bin. Ich werde wohl noch einige Tage hier in der Abtei vor der Stadt verbringen, zumal hier auch viele Infomationen zu erlangen sind.

In den Anlagen habe ich den derzeitigen Stand zusammengestellt, in der Hoffnung, Euch damit einen Einblick in diese wundersame Stadt und ihr Wesen geben zu können.

gegeben zu Balkenheim, Abtei Grünfurt an der Balk, der Dritte des Monats August im Jahre des Herren 1409

Jehan Milet


Von den vier Bischofskandidaten

Hier im Reiche ist es seit jeher üblich, anders als in den gesegneten Regionen unserer Heimat, dass die Bischofssitze nicht durch den Papst sondern allein durch Zustimmung des Kaisers besetzt wurden. Nun gib es klagenswerter Weise derzeit nicht nur einen sondern gar zwei Verblendete, die sich selber als Papst bezeichnen und im Widerspruch zum einzig wahren Papste stehen. Nun muss ich wohl meine eigene Einstellung nicht nur vor vielen Ansässigen, sondern auch vor mir selber kurz verbergen, um Euch die Beweggründe der vier Kandidaten, die sich aus dieser ungückseligen Situation ergeben, ohne eigene Vorurteile schildern zu können:

Der Kandidat von Avignon und Papst Benedict XIII
Auch wenn seine Heiligkeit derzeit in Perignan residiert und die Unterstützung des Königs verloren hat, so nahm er doch die Gelegenheit wahr, und hat den Prior der hiesigen Benediktinerabtei der Grünfurt an der Balk, Hermann von Melk, als neuen Bischof eingesetzt, wohl auch, um die Unterstützung der Benediktiner im Konzil von Pisa zu erlangen, vergebens, wie ihr sicherlich wisst.
Als größte Abtei Balkenheims ist der Prior einer der mächtigsten Männer der Stadt, und viele der kleineren Klöster und Hospize in der Stadt sehen ihn als geistigen Führer an. Die Lage direkt vor der Stadt gibt der Abtei einen Einfluss auf Handel und die Bauern im Umland, auch wenn diese de jure dem Domkapitel unterstehen.
Als direkte Erben der Tradition Petri sieht sich Hermann als Garant für Gottes Gnade. Niemand sonst wäre würdiger, in der Kathedrale von Balkenheim den wahren Glauben zu predigen.

Der Kandidat von Rom und Papst Gregor XII
Papst Gregor, derzeit in Aquileia, nahm nun die Berufung eines Kandidaten durch Benedict XIII zum Anlass, seinerseits einen eigenen Kandidaten aufzurufen. Um sich der Unterstützung der Ritter des heiligen Ordens der Hospitaliter zu versichern ernannte er Ehrenbrandt von Dürrheim, Ordensmeister des Hospitals der Ritter St. Johannis, zum Bischof von Balkenheim. Balkenheim hat viele Hospitale, in denen Versehrte versorgt werden und ihr Gnadenbrot erhalten - auch um dort besser rekrutieren zu können. Neben vielen kleineren Häusern sind hier die Hospitäler der Deutschritter und der Hospitaliter zu nennen, und letzere haben den wohl besten Ruf. Als direkte Erbe der Heimstatt Petri sieht sich nun Ehrenbrandt als Garant für Gottes Gnade. Niemand sonst wäre würdiger, in der Kathedrale von Balkenheim die Gnade Gottes zu vertreten.

Der Kandidat des Reiches und König Ruprechts
Die Anmassung des Papstes, einen Bischof in einer Reichsstadt zu ernennen, hat Ruprecht nicht wenig erzürnt, zumal nicht nur einer sondern beide Päpste die dem Reiche seine innere Heiligkeit durch ihre anmassenden Ernennungen abgesprochen haben. Der Konkurrenz bewusst, ernannt er einen Kandidaten der wohl in der Lage sein würde, sich auch gegen Widerstand in der Stadt durchzusetzen, Burgherr Georg zu Balkenstein - den jüngeren Sohn von Fürst Friedrich zu Balkenstein. Das Geschlecht derer zu - damals noch von - Balkenstein regierte einst Region und die Stadt, bis unter Kaiser Heinrich II in einer Schenkung die Stadt der Kirche vermacht wurde - einer Schenkung, die erst nach dem Tode Heinrichs bekannt wurde, und die von den Balkensteins seither immer wieder angezweifelt wurde. Als Erbe der ehemaligen Stadtfürsten und getreuer Vasall des Reiches sieht sich nun Georg als Garant für Gnade und Schutz des Reiches. Niemand sonst wäre würdiger, Gottes Wort in Balkenheim zum Wohle aller zu vertreten.

Der Kandidat des Konzils von Pisa, Papst Alexander V
Wie ihr sicherlich wisst, wurden erst kürzlich auf den Konzil zu Pisa die beiden Päpste Gregor und Benedict abgesetzt und Alexander V ernannt, auf dass die Spaltung der Religion überwunden werde. Da diesem die Ernennungen seiner Vorgänger in Balkenheim bekannt waren hat Alexander V als einen seiner ersten Akte den Provost der Kathedrale, Hermann von Waldhofen, zum Bischof ernannt. Dieser hatte sich bereits vorher ob der Abweichungen vom üblichen Vorgehen beschwerdeführend an den Kaiser gewandt und gegen die Ernennungen durch die Päpste geklagt, wohl in der Hoffnung, von ihm berücksichtigt zu werden, was misslang - seine Klageschrift an das Konzil hingegen führte nun zu seiner Ernennung, und als Vorstand der Kathedrale ist er in der Stadt wohlbekannt und übt grossen Einfluss aus. Er sieht sich in der direkten Tradition des Bischofs von Balkenheim und niemand sonst wäre würdiger, in der Kathedrale von Balkenheim zu den Gläubigen zu predigen.


Das Edikt von Iconia und die Hostien
Balkenheim ist einzigartig unter den Städten des Reiches darin, dass das Soldatenhandwerk als ehrbahres Handwerk den anderen Künsten gleichgestellt ist. Nicht nur dies, die Zunft, oder balkenheimisch Gaffel, der Waffenmeister ist eine der einflussreichsten in der Stadt.

Balkenheim ist seit der Schenkung Heinrichs eine Bischofsstadt, wobei die Fürsten von Balkenstein die Schenkung anfochten und seither anzweifeln - unter der Drohung der Exkommunikatio dann aber doch akzeptiert hatten.

Als nun Friedrich Barbarossa im Jahre 1189 zur Kreuzfahrt aufrief und die Fürsten des Reiches - geistliche wie weltliche - zur Heerfolge befahl, da schickten sowohl Bischhof von Balkenheim als auch der Fürst von Balkenstein Streiter - der Bischof viel Fussvolk, der Fürst seinen jüngeren Sohn, Adelbert, mit einigen dutzend Rittern und Reisigen. Schon früh verstarb der Anführer des bischöflichen Kontingents, und da Adalbert sowohl als Ritter und als Anführer geeignet uns insbesondere verfügbar war, wurde ihm die Heerführerschaft auch über das Balkenheimer Kontingent übertragen.

In einigen Schlachten bewährte sich nun Ritter und Knechte von Balkenheim, aber nirgends mehr als in der Schlacht bei Iconium, im Jahre des Herren 1190, als das Fußvolk erst schweren Angriffen standhielt und das Banner unter Adalbert dann in der Vorhut des letzten Angriffs Barbarossas stand und mit ihm zusammen die Umzingelung durch die Seldschuken durchbrach. Viele starben oder wurden verwundet an diesem Tag, darunter Adalbert selber, den man zum sterben nach Iconium brachte.

Der Kaiser bot ihm nun eine letzte Gunst an, und Adalbert, dem das Schicksal von Soldknechten wohl bekannt war, wünschte, dass man sich auch nach der Rückkehr um die Männer seines Banners kümmern sollte.

Im Edikt von Iconia verpflichtet der Kaiser nun die Stadt Balkenheim, das Soldhandwerk nicht geringer zu achten als andere Werke und alle, die im Dienste der Stadt, seiner Lehensherren oder eines städtischen Gesandten versehrt wurden, zu pflegen und ein Gnadenbrot zu geben. Als Ausgleich für diese Dienste müsse die Stadt keine direkten Steuern mehr an seinen Lehensherren zahlen, dafür aber immer Heerfolge leisten.

Ob der Kaiser wusste, das Balkenheim, obwohl Adalberts Heimat, unter kirchlicher Verwaltung stand, und nicht in der Lehensfolge derer von Balkenstein, ist nicht bekannt.

Eine Abschrift des Edikts wurde von Rückkehrern des Banners nach dem Zerfall des Heeres nach dem Tode Barbarossas schon 1191 zum Fürsten von Balkenstein zurückgebracht. Adalbert genas nach einiger Zeit, zog weiter in das heilige Land, starb aber später vor Akkon.

Die öffentliche Verlesung des Ediktes durch einen Herold auf dem Platz vor der Kathedrale von Balkenheim führte zu Unruhen, zwischen Freude ob der wegfallenden Steuren, Befürchtungen ob der Aufnahme von Kriegsknechten bis hin zu offener Ablehnung und Protest durch viele kirchliche Vertreter, allen voran dem Bischof. Angesichts des Todes des Kaisers konnte er aber nun nicht mehr gegen das Edikt als solches appelieren. Die Umsetzung hingegen dauerte Jahre bis Jahrzehnte, wurde aber durch die Wellen zurückkehrender Kreuzfahrer letztendlich durchgesetzt, zumal auch das Recht auf Seiten der Gewalt stand. Die Stadt selber profitierte letztendlich von der Einrichtung von Hospizen und Hospitälern durch verschiedenste Orden - zuvorderst die beiden Orden der Johanniter und Deutschritter, den Wegfall der Steuern sowie die hohe Verfügbarkeit wehrbarer Soldaten.

Der Bischof aber, seiner Einkünfte beraubt, sann anderweitig auf Ausgleich, und im Ausklang der Kreuzfahrerunruhen von 1237 wurde auf dem ersten Gaffeltag die Einführung der Hostienpflicht bestätigt, in der jedem Haushalt bei Teilnahme an den Gottestdiensten der Stadt zum Kauf eines Hostienfladens verpflichtet wurde. Dieser Leib durfte nur duch ausgewählte Bäcker der Stadt gebacken werden, bekam dabei einen bischöflichen Segen und Stempel, und wurde im Vorhof der Kirchen verkauft, wobei die Bäcker den Bischof für den Segen mit klingender Münze entgolten.

Die Laibe waren so gestaltet, das eine arme Familie davon einige Tage essen konnte, und Reiche sich durch bessere Qualität und höhere Preise angemessener beteiligen konnten, so dass dies für lange Zeit von allen Beteiligen als gerechter Ausgleich gesehen wurde.

Bis zu dem Tag, an dem vier verschiedene Anwärter den Segen verkaufen wollten...


Von Gaffeln, Zünften und Gilden

Zünfte und Gilden werden in Balkenheim Gaffeln genannt - ein Name, der sich von den gemeinsamen Essen der Meister ableitet, und von hier aus später auch an den Rhein übersprang, einer Region zu der dank des Sölnertums starke Handelsbeziehungen bestanden, der sich aber sonst im Reich nur wenig Verbreitung fand.

Dabei fasst eine Gaffel oft mehrer Gewerbe zusammen, die teils noch jeweils eigene Strukturen haben, und kann je nach Gewerbe auch Einzelpersonen oder Organisationen umfassen. So ist die Niederlassung der Hanse Mitglied in der Händergaffel, unabhängig davon, wer das Amt des Obristen dort gerade besitzt.

Die Gaffeln in Balkenheim treffen sich regemäßig im sogenannen "Gaffelrat", in dem jeweils ein Vertreter sitzt und die ausschliesslich über die Angelegenheiten der Gaffeln entscheiden, so z.B. welches Gewerbe welcher Gaffel zugeordnet ist, ob eine Gaffel neu zugelassen oder eingestellt wird, welche Reihenfolge die Gaffeln bei den Prozessionen und Feiertagen einnehmen und welche Verpflichtungen sie für die Stadt übernehmen. Viele Meister sind in mehreren Gaffeln, so z.B. Albrecht von Tuchschneider, der sowohl bei den Schneidern aber auch bei den Händlern ist. In diesem Fall gibt es immer eine Hauptmitgliedschaft, zu der sich der Meister bekennen muss.

Die in Balkenheim 1409 ansässigen Gaffeln mit Stimmrecht am Gaffeltag sind:

  • Waffenmeister
  • Händler - Erzhändler, Tuchändler, Geldwechsler
  • Bäcker - Müller
  • Waffenschmiede - Pfeilmacher, Rüstungsmacher
  • Steinmetze - Steinmetz, Zimmerleut, Schreiner, Pflasterer, Baumeister, Dachdecker
  • Schriftkundige - Notare, Schreiber, Vorleser, Kartisten, Medici, Juristen, Astrologen
  • Tuchmacher - Färber, Schneider, Tuchdrucker, Weber, Schröder
  • Ledermacher - Kürschner, Sattler, Schuhmacher, Handschuhmacher, Buchmacher
  • Goldschmiede - Silberschmiede, Goldschläger, Goldspinner
Desweitere existieren kleinere (und größere) Gaffeln von geringerer Bedeutung:
  • Flussschiffer
  • Bindelmacher - Kannengießer, Seiler, Nadeln, Bürstenbinder, Kämme, Korbmacher
  • Fischer
  • Schilderer - Glaser, Maler
  • Fleischer
  • Wirte - Brauer, Badehäuser, "Badehäuser"
Viele Gewerbe sind weder in Zünften organisiert noch in Gaffeln aufgenommen und bedürfen daher oft des Schutzes eines Meisters oder einer Abtei oder sind "frei". Dazu zählen Barbiere, Tagelöhner, Miniaturmaler, Schäfer, Geldverleiher, Nachttopfentlehrer, Kräutersammler oder Huren.
Von den Klöster, Kommenden und Abteien

Der Erlass des Edikts von Iconia im Rahmen des Kreuzzugs Friedrich Barbarosses wurde in der Stadt von den Rückkehrern des Kreuzzugs sowohl bekannt gemacht als auch umgesetzt, in dem die wohlbewaffneten Rückkehrer sowohl dem Bischhof als auch den Stadtoberen die Konsequenzen einer Nichtanerkennung eines kaiserlichen Edikts vor Augen führten.

Sowohl die Hospitaliter als auch die Deutschritter haben seither ein Hospiz in der Stadt aufgebaut, wobei das der Hospitaliter doch um einiges größer ist und auch als Verwaltungssitz für die Länderreihen in diesem Teil des Reiches dient. Die Deutschritter - deren Gründung auf die zweite Welle von Rückkehrern zurückgeht - und die damit eine der ältesten Kommenden des Ordens ist - nutzen Balkenheim mehr als Reisestützpunkt für Ritter und adelige Besucher durch das Reich hin zur Teilnahme am Ostkreuzzug. Die Archive von Balkenheim beherbergen viele der ältesten Dokumente, auch wenn der Hauptbestand nach Gründung des Ordenslandes in die Marienburg verbracht wurde.

Die Abtei des heiligen Benedikt ist die größte Abtei der Stadt mit etwa 40 Brüdern und liegt jenseits der Balk auf der anderen Uferseite Ihr gehören viele besonders der nördlichen Ländereien und Dörfer an. Innerhalb der Stadt existieren viele kleine Klöster und Abteien, die sich häufig ebenfalls der Hospiz widmen.

  • Antoniter - ein kleines Haus mit 4 Brüdern, dass sich vor allem der Krankenpflege des Antoniusfeuers widmet. Gegründet etwa 1360
  • Karmeliten - ein großes Haus mit einem weiblichen und männlichen Kloster, etwa je 20 Brüder und Schwestern mit einem Hospiz für ca. 50 Menschen und einem Hospital für 20.
  • Serviten - etwa 6 Brüder, die in Armenfürsorge und Hospiz tätig sind
  • Zisterzienser - 14 Schwestern die sich der Arbeit und den Schriften widmen. Gute Bibliothek
  • Zisterzienser - liegt knapp südlich von Balkenheim, Konkurrenz zu den Benediktinern, 12 Brüder die Ländereien südlich Balkenheims bearbeiten
  • Birgitinen - eine Klause im Balkenstein, 10 Schwestern die nach den Regeln des Augustinus in Armut leben
Franziskaner und Augustiner besuchen die Stadt gelegentlich, haben aber keinen eigene Konvent.
Von der Waffenmeisterei

Im Anschluss an die Kreuzfahrerunruhen von 1237, bei dem Versuche der Rückkehrer aus dem Stedinger Kreuzzug, die Macht in Balkenheim an sich zu reißen, niedergeschlagen wurde, wurde die Anwerbung und Organisation von Söldnern, Waffenmeistern und Soldmeistern auf dem ersten Gaffeltag 1238 wie folgt geregelt:

Kein Mann und keine Gruppe ohne Waffenmeister darf mehr aus fünf Mann in Waffen zählen, wobei jeder Bursche über 14 als Mann gilt. Eine solche Gruppe wird in der Regel als Hand, oder Mani, bezeichnet. Diese sind oft in gleicher Art ausgerüstet und kämpfen häufig mit drei oder vier, wobei einer als Knappe und Bursche fungiert. Ein Waffenmeister muss ernannt werden und darf dann mehrere, häufig sind fünf, Mani in eine Schlacht führen, wobei er eine eigene Mani anführt, die dann aber häufig nur aus Knappe und Dienern besteht - gelegentlich auch einer Lanze. Soldmeister erhalten einen Kontrakt mit dem Waffenrat - dieser besteht aus Abgeordneten der Gaffeln, den Soldmeistern und Vertretern der Waffenmeister.

Diese Regelung soll verhindern, dass eine einzige Kraft zu viele waffenfähige Männer um sich versammelt und die Verhältnisse der Stadt gefährdet.

Konflikte zwischen den Mani und Waffenmeistern sind nicht unüblich - besonders wenn diese von verschiedenen Seiten besoldet sind, enden aber meist mit der Zerschlagung einer Mani und der Aufgabe der Unterlegenen. Männer die am einen Tage aufeinander einschlagen, sitzen häufig am nächsten Tag zusammen beim Schmause oder decken sich im Kampfe.


Der Gaffeltag

Der Gaffeltag, oder auch Zunfttag, wird nur einberufen, wenn Entscheidungen für Balkenheim zu treffen sind, die alle Gruppen betreffen. Es ist das einzige Mal, das auch alle Gaffeln aufgerufen sind, was zu dem Namen "Gaffeltag" führte - tatsächlich sind aber darüber hinaus der Bischof selber, alle Kirchen, Kommenden, Klöster und Abteien sowie der Halter und Lehnsherr der Burg Balkenstein Teil der Versammlung. Von der Waffenzunft sind gar alle Soldmeister geladen, die anders als die Handwerksgaffeln jeder für sich sprechen können.

Die Unruhen von 1190 bis 1240 hatten gezeigt, dass Entscheidungen die ganze Stadt betreffend vor und von allen aufrechten Bürgern gemacht und getragen werden sollten. Der Ratstag von 1238 wurde im nachhinein von den Stadtschreibern als "Gaffeltag" bezeichnet, weil erstmals die Gaffeln selber befragt und dabei festgelegt wurde, welche Zünfte in Balkenheim Stadtrecht haben.

Der Gaffeltag selber trifft keine Entscheidung des Reiches, aber von allen Beteiligten wird der Beschluss als "göttlich, allgemein und gemein Gesetz" für Balkenheim angesehen.

Die Leitung des Tages obliegt dem Rat der Drei, den Zunftmeistern der Händler, der Bäcker und der Waffenschmiede, die neben den Waffenmeistern als wichtigste Zünfte gelten. Zwar sind diese rangnieder als die Vertreter von Kirche oder Adel, diese misstrauen sich aber gegenseitig zu sehr um dem jeweils anderen die Leitung zu überlassen.

Einberufen wird ein Gaffeltag mehr durch allgemeinen Konsens - bei anliegenden Problemen, deren Lösung man durch Rat statt durch Tat sucht - und diese führen oft vorab zu Unruhen und Akten, die den ein oder anderen Teilnehmer oder Gaffel in ihrem Beschluss zu beeinflussen sucht. Fast immer wird ein Gaffeltag bei Ernennung eines neuen Bischofs als formales Stadtoberhaupt berufen, was aber in den vergangenen 200 Jahren meist eine Formalität war. Andere Auslöser sind die Forderungen nach Reichshilfe oder z.B. der Wiederaufbau nach der Magdalenenflut 1342.